Forschungsprogramm

Der SFB/TRR 294 untersucht die gesellschaftlich grundlegende Institution des Eigentums mit Blick auf ihre prinzipielle Wandlungsfähigkeit, den Wandel, den sie gegenwärtig erfährt sowie die Folgewirkungen dieser Dynamiken. Die Ausgangsbeobachtung, dass namentlich das Privateigentum einerseits global an Bedeutung gewonnen hat, andererseits aber durch eine Vielzahl von Entwicklungen und Widerständen herausgefordert wird, ist in der ersten Förderphase in Untersuchungen zur geschichtlichen Genese heutiger Eigentumsordnungen, zu aktuellen Konflikten und alternativen Ordnungsoptionen empirisch und konzeptuell erhärtet und konkretisiert worden.

In der zweiten Förderphase sollen die identifizierten Veränderungsprozesse nun systematisch vergleichend erforscht und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Vergleichsgesichtspunkte sind dabei die extensionale Verbreitung, Ausweitung oder Kontraktion etablierter Eigentumsmuster (etwa im Bereich geistigen Eigentums), die intensionale Bestimmung von Eigentum (die sich etwa für Eigentum an Natur zu wandeln beginnt), die zeitliche Dauer von Wandlungsprozessen und die Temporalität von Eigentum selbst (vom Familienerbe bis zum Hochfrequenzhandel) sowie die räumliche Verteilung und Veränderung von Eigentumsgütern und -ordnungen (besonders im Vergleich verschiedener Weltregionen). Auch die Projektbereiche, in denen die Zusammenarbeit organisiert ist, sind nun auf vergleichende Analysen hin orientiert und geordnet. 

Wir wollen erstens problematische Eigentumsobjekte (von Daten, Natur und Wasser bis hin zu Windkraft und Universitäten) erforschen, zweitens Spannungen zwischen Eigentumssubjekten von natürlichen Personen über rechtliche Personen bis hin zu nicht-personalen Entitäten untersuchen und drittens detailliert beleuchten, wie und an welchen Stellen Eigentumsordnungen mit anderen gesellschaftlichen Ordnungsprinzipien koordiniert sind oder konkurrieren. Im Hintergrund stehen dabei Forschungsannahmen, die die Hypothesen des Einrichtungsantrags in differenzierter und präzisierter Form fortführen. Statt einen einfachen Gegensatz zwischen Entbettung und Wieder-Einbettung oder Infragestellung des Eigentums anzunehmen, gehen wir inzwischen davon aus, dass die globale Expansion des Eigentums teilweise seine Diversifizierung erfordert, teilweise Abwehr auslöst und dass es teilweise auch (temporär oder dauerhaft) anderen gesellschaftlichen Prinzipien untergeordnet wird, wobei nicht zuletzt aufgrund der fortbestehenden Heterogenität von Eigentumsordnungen kein einheitlicher Veränderungsprozess anzunehmen ist. Um die Vielfalt dieser Themen und die vielgestaltige Praxis von Eigentum empirisch vergleichend zu erforschen, konzeptuell zu integrieren und sozialtheoretisch zu deuten, ist auch weiterhin die Zusammenarbeit verschiedener geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer unerlässlich.

Publikationen aus dem SFB

Ein wesentlicher Bestandteil des Erkenntnistransfers ist die SFB-eigene Buchreihe "Strukturwandel des Eigentums". Die Reihe wird von den Sprecher:innen Silke van Dyk, Tilman Reitz und Hartmut Rosa herausgegeben und erscheint Open Access im Campus Verlag.

Hier finden Sie die bereits erschienenen und in Kürze erscheinende Bände.

Neue Bibliothek des Eigentums

Neue Bibliothek des Eigentums

Die der Onlineplattform Neue Bibliothek des Eigentums ist eine weitere Säule des Erkenntnistransfers und der  Öffentlichkeitsarbeit des SFB, die Open Access zugänglich ist.

Die Neue Bibliothek des Eigentums (NBE) bietet für eine breite, auch außer-universitäre Nutzer:innenschaft (z.B. NGOs, interessierte Öffentlichkeit, Pressevertreter:innen) zwei Hauptfunktionen an: erstens, eine umfangreiche, durchsuchbare Datenbank mit einschlägigen Primär- und Sekundärtexten zum Thema Eigentum und den Publikationen des SFB, sowie zweitens eine öffentliche Plattform, auf der die Forschungsergebnisse der SFB-Projekte zu-gänglich gemacht werden. Um der interessierten Öffentlichkeit zentrale Fragen- und Problemstellungen der Eigentumsforschung näher zu bringen, wurde eine umfangreiche, interdisziplinäre und epochenübergreifende Bibliographie erstellt. Ein Herzstück der Datenbank sind die einführenden Fachkommentare von SFB-Mitgliedern, die die ausge-wählten Quellen kontextualisieren und gerade anspruchsvolle, ältere klassische Texte für eine breitere Leserschaft aufbereiten. Im Aufbau befindet ein neues Format der NBE: Um gezielter in gesellschaftliche Debatten intervenieren zu können, werden regelmäßig thematisch einschlägige Dossiers zur Verfügung gestellt, die sowohl einschlägige Formate aus dem SFB (Blog-Posts, Podcast-Folgen etc.) sowie wissenschaftliche, zivilgesellschaftliche und mediale Quellen umfassen und übersichtlich aufbereiten.

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