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Open Access, Reputation und Bewertungskrise in der Wissenschaft – Wie kann die Analyse von Fachkulturen zu einer Neuausrichtung beitragen?

Wie lässt sich „Reputation“ in den einzelnen Fächern begreifen? Wo ist sie eher an klassisch-geschlossene, wo an offene Publikationsformate geknüpft? Wie wird sie aufgebaut, was sind ihre Formen und Funktionen, wie verhält sie sich zur Bewertung wissenschaftlicher Leistungen? Und wie verändert sich dieser Zusammenhang im Zeitalter digitaler Wissenschaft? Diese Fragen sollen in den Fokus unserer zweiten Tagung rücken. 

Die erste Jenaer Open-Access-Tagung war dem Zusammenhang von Open Access und Fachkulturen gewidmet. Im Zentrum stand die Frage, inwiefern genuines Open Access in den verschiedenen Fächern möglich und üblicher wird. Ein wichtiger Aspekt ist dabei der Aufbau wissenschaftlicher Reputation, dem Publikationsstrategien maßgeblich dienen und der ebenfalls durch Fachkulturen bestimmt ist. Wie lässt sich „Reputation“ in den einzelnen Fächern begreifen? Wo ist sie eher an klassisch-geschlossene, wo an offene Publikationsformate geknüpft? Wie wird sie aufgebaut, was sind ihre Formen und Funktionen, wie verhält sie sich zur Bewertung wissenschaftlicher Leistungen? Und wie verändert sich dieser Zusammenhang im Zeitalter digitaler Wissenschaft? Diese Fragen sollen in den Fokus unserer zweiten Tagung rücken. Wir befinden uns damit mitten in der aktuellen Debatte um Stellenwert, Krise und Zukunft von Leistungsbewertung in der Wissenschaft.

In den vergangenen Jahren gab es etliche Vorstöße für eine Reform der Forschungsbewertung, von der San Francisco Declaration on Research Assessment (DORA, 2012) über das Leiden Manifesto for Research Metrics (2015) bis zur Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA, seit 2022). Diese Initiativen zielen darauf, zu qualitativ-inhaltlich ausgerichteten Bewertungen zurückzukehren; sie fordern eine größere Transparenz von Bewertungsverfahren, erweiterte Bewertungskriterien und die Berücksichtigung fachspezifischer Forschungs- und Publikationspraktiken. Viele dieser Praktiken haben sich ihrerseits im Zuge der digitalen Transformation der Wissenschaft dynamisch entwickelt. Zu nennen sind etwa der Trend zu Open Science (von Preprints und geteilten Daten bis zu Open Review), eine weitere Metrifizierung der Forschungsbewertung (bis hin zum mutmaßlich messbaren sozialen und ökonomischen ‚Impact‘ von Forschung), schließlich automatisierte und KI-basierte Metastudien und -analysen sowie KI-Anteile in Texterstellung und -begutachtung.

Diese ambivalenten Trends verdienen eine eingehende Diskussion, zumal die vorhandenen Analysen und Reformansätze oft nicht systematisch zwischen Fachkulturen differenzieren. Grundlegend ist eine schizophrene Lage in der deutschen Wissenschaft zu diskutieren: Forschungsfinanzierung und Karriereperspektiven fußen auf einem Bewertungssystem, das trotz vielfacher Kritik an seinen destabilisierenden Effekten aufrechterhalten wird. Problematisch ist dabei nicht allein, wie bewertet wird, sondern auch, dass die sogenannte „Forschungsbewertung“ einen so hohen Stellenwert in der wissenschaftlichen Praxis einnimmt.

Diese Befunde und Annahmen führen uns zu folgenden Leitfragen für die Tagung:

  • Wo lassen die zunehmend offenen Grundlagen und Formate der Forschungsbewertung Änderungen zu, die den Inhalten besser gerecht werden und wissenschaftsschädigende Effekte reduzieren?
  • Welche Verbesserungen und Reformen lassen sich allgemein fordern, wo müssen fachspezifische Standards den Ausschlag geben?
  • Wo führen der Begriff und die Hyperbolik von Forschungsbewertung selbst in die Irre?

 

Kontakt: Prof. Tilman Reitz, Institut für Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
tilman.reitz@uni-jena.de, Tel. 03641/ 9-45571

Dr. Astrid Urban, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
astrid.urban@uni-jena.de, Tel. 03641/ 9-404004

 

Die Tagung ist kostenfrei, eine Anmeldung ist erforderlich. Bitte nutzen Sie diese E-Mail-Adresse: anmeldung.sfb-eigentum@uni-jena.de. Geben Sie bitte Ihren Namen, Ihre Einrichtung und Ihre E-Mail-Adresse an. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung.

Programm:

– Donnerstag, 13.11.2025 – 

Zeit

  Programmpunkt

13.00 – 13.15

  Begrüßung und Einführung

13.15 – 15.00  

  Panel 1: Übergreifende Perspektiven

13.15 – 13.40 

  Fächer im Wettbewerb – Disziplinäre Unterschiede und Kategorien: Frank Meier, Universität Bremen

13.40 – 14.05

  Bibliometrische Methoden zur Leistungsmessung – Möglichkeiten und Grenzen: Torger Möller, DZHW Hannover

14.05 – 14.30

  Generative KI und Bewertung in der Wissenschaft: Anne K. Krüger, Weizenbaum-Institut Berlin

14.30 – 15.00

  Diskussion

   

15.00 – 16.30

  Kaffepause

   

16.30 – 18.40

  Panel 2: Fachspezifische Perspektiven

16.30 – 16.55

  „Lieber gut als viel“ – wie Psycholog:innen versuchen, das Problem der Spam-Forschung zu lösen: Daniel Leising, TU Dresden

16.55 – 17.20

  „Leistungsbewertung“ in der Soziologie – der Stellenwert von Verlagen: Ute Volkmann, Universität Bremen

17.20 – 17.45

  Forschungsbewertung in den Naturwissenschaften: Thomas Kirchner, Universität Halle

17.45 – 18.10

  Die Macht von Rankings in der „Wettbewerbswissenschaft“: Theresa Hager und Stephan Pühringer, Universität Linz

18.10 – 18.40

  Diskussion

 

– Freitag, 14.11.2025 –

 9.15 – 13.00

Panel 3: Wissenschaftsbewertung aus institutioneller Perspektive

 9.15 – 9.40

„Einmal über‘s Ziel und wieder zurück“ – Publizieren mit Impact: Tobias Grimm, DFG

 9.40 – 10.05

„Spricht der Stumme zu dem Tauben?“ Die Rolle der Bibliothek bei der Vermittlung alternativer wissenschaftlicher Bewertungssysteme: Thomas Stäcker, ULB Darmstadt

10.05 – 10.30         

Ansätze einer wertschätzenden Bewertung von Open Research: Maike Neufend und Georg Fischer, Open Research Office Berlin 

10.30 – 11.00

Diskussion

   

11.00 – 11.30

Kaffeepause

   

11.30 – 11.55

Forschungsbewertung reformieren – Reformprozesse an Hochschulen gestalten: Sophia Hohmann, Universität Bielefeld

11.55 – 12.20

Auf dem Weg zu alternativen Bewertungsdimensionen in der internen Förderung: ein Werkstattbericht der Uni Jena: Annett Margull und Karoline Oelsner, Universität Jena

12.20 – 13.00 

Schlussdebatte und Verabschiedung