Eigentumsungleichheit im Privaten: Paarinterne und -externe Treiber des Wandels von Eigentumsarrangements in Paarbeziehungen

Projektbeschreibung
Die erste Projektphase zeigte, dass die Etablierung eines Eigentumsarrangements zur Stabilisierung der Paarbeziehung beiträgt, Konflikte über Eigentum vermeidet und daher auch Paare von einer tiefgreifenden Eigentumsvergessenheit gekennzeichnet sind. So wissen gerade die älteren Paare nicht, wem was tatsächlich gehört, wodurch Ungleichheiten zwischen den Partner:innen verdeckt bleiben. Daher fokussiert das Projekt zweitens auf die Bedingungen, unter denen Eigentumsverhältnisse in Paarbeziehungen wieder sichtbar und zum (möglicherweise konflikthaften) Verhandlungsgegenstand werden. Zentral untersucht werden soll die Bedeutung der paarinternen Wendepunkte Heirat und Elternschaft, der Erhalt von Erbschaften und Schenkungen sowie Trennung und Scheidung für einen möglichen Wandel paarinterner Eigentumsarrangements. Die bisherigen Projektergebnisse zeigten eine Diversifizierung von Eigentumsarrangements in der jüngsten Paarkohorte, bei denen moderne Vorstellungen des Besitzindividualismus neben konsumkritischen Haltungen sowie Bestrebungen nach Geschlechtergerechtigkeit und finanzieller Autonomie vorherrschen. Da viele dieser jungen Paare jedoch wichtige paarinterne Wendepunkte, wie Eheschließung oder Elternschaft, (noch) nicht passiert haben, ist unklar, inwiefern diese Diversifizierung von Eigentumsarrangements dauerhaft zu beobachten ist. Daher soll jetzt durch eine Längsschnittperspektive untersucht werden, ob und wie das Durchlaufen paarinterner Wendepunkte Eigentumsarrangements verändern und möglicherweise zu einer Anpassung an traditionellere Muster der älteren Kohorten führen. Für die Analyse paarinterner Wendepunkte nutzen wir quantitativ wieder die Daten des Sozio-oekonomischen Panels, qualitativ befragen wir die Paare erneut und erweitern das Sample um Trennungspaare.
Schließlich zeigte sich im Projekt, dass ein Wandel von Eigentumsarrangements in Paarbeziehungen vor allem durch einen Wandel externer Eigentumsordnungen ausgelöst wird, beispielsweise durch die Wiedervereinigung bei den älteren ostdeutschen Paaren. Zudem deutete sich an, dass auch bei den jüngeren Paaren Veränderungen in der Eigentumsordnung – insbesondere durch Finanzialisierungs- und Assetisierungsprozesse von Eigentumsobjekten (Wohneigentum, Geldanlagen) sowie durch Veränderungen in den Geschlechternormen und -idealen – als externe Treiber wirken können. Daher widmet sich das Projekt drittens der Untersuchung externer Treiber für den Wandel paarspezifischer Eigentumsarrangements. Diese könnten nicht nur zur beobachteten Pluralisierung, sondern auch zur zunehmenden Individualisierung der Eigentumsarrangements unter jüngeren Paaren beitragen. Um den Einfluss solcher externen Treiber genauer zu in den Blick zu bekommen, verknüpfen wir Erkenntnisse aus den qualitativen Paarinterviews (Wiederholungsbefragung) mit einer Diskursanalyse von Finanzratgebern. Diese Kombination ermöglicht es zu analysieren, inwiefern Finanzratgeber insbesondere Frauen als neue, autonome Finanzmarktsubjekte adressieren, der Ratgeberdiskurs hochgradig vergeschlechtlicht ist und konkurrierende Geschlechternormen thematisiert, und welche Auswirkungen dies auf die Eigentumsarrangements von Paaren hat. Insgesamt bietet das dezidiert empirisch angelegte Teilprojekt grundlegende Einsichten in einen möglichen Strukturwandel des Eigentums im Privaten.
Projektaktivitäten
Publikationen
Wissenschaftliche Publikationen
-
Althaber, A. (2024): „Wem gehört das Geld in Paarbeziehungen? Neue Herausforderungen zwischen Ungleichheit und Individualisierung. In: Kurswechsel. Zeitschrift für gesellschafts- , wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen, H. 3, S. 20-35.
- Peters, F.; Rinne, J.; Saalfeld, R. K.; Schmalz, S.; Stuart, A.; Weth, L. von der (2024): Eigentumskonflikte - eine Typologie. Hg. v. Sonderforschungsbereich/Transregio 294 „Strukturwandel des Eigentums“ (Working Paper Nr. 5). https://sfb294-eigentum.de/media/filer_public/f9/08/f908691c-7aaa-424c-831b-71e7818ee46b/wp_05_fin.pdf.
- Saalfeld, R. K.; Mann, L. (2024): „'Und dann ging alles seinen sozialistischen Gang'. Paarbildung, Paarwelten und Umgang mit Eigentum in Ostdeutschland.“, in: A. Kasten (Hrsg.), Feministische Postsozialismusforschung. Eine Spurensuche., Weinheim: Beltz Juventa.
- Althaber A.; Leuze, K.; Künzel, R. (2023): „Financial Solidarity or Autonomy? How Gendered Wealth and Income Inequalities Influence Couples’ Money Management.“, in: Social Inclusion 11(1), 187-199.
- Saalfeld, R. K., & Scholz, S. (2023). „Wer das Geld hat, hat die Macht? Verhandlungen von Property Gaps in Paarwelten.“, in: P. I. Villa Braslavsky (Hrsg.), Polarisierte Welten. Verhandlungen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bielefeld 2022.
- Scholz, S. (2022). „Familiale Care-Arbeit - eine Angelegenheit der Frauen? Gemeinsamkeiten und Unterschiede im deutschen Ost-West-Vergleich.“, in: Bürger & Staat (3), 99–106.
Medien und Podcasts
- Residential Property, Couples, and New Logics of Inequality in the Asset Economy, Robin K. Saalfeld im Gespräch mit Lisa Adkins (University of Sydney) im Podcast des SFB (18.07.2023).
- Eigentumsungleichheit in Paarbeziehungen, Sylka Scholz und Robin K. Saalfeld im Radiointerview bei MDR Kultur.
Vorträge (Auswahl)
- Althaber, A., Kapelle, N., & Leuze, K., Until Death Do Us Part? Couples’ relative resources and money management strategies in Eastern and Western Germany, Tagung “Ungleichheit und Zusammenhalt” der Sektion Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und des Forschungsinstituts SichernGesellschaftlicher Zusammenhalt, Bremen (05.03.24)
- Saalfeld R. K., Der „Traum vom eigenen Haus“: Wohneigentum in Paarbeziehungen in Deutschland, Jahrestagung der Sektion Frauen- und Geschlechterforschung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Osnabrück (17.11.23).
- Saalfeld R. K., Scholz, S., & Althaber, A., Conflicts over Property in Intimate Relationships, Jahrestagung des SFB 294, Erfurt (06.10.2023).
- Saalfeld, R.K., & Scholz, S, Die langen Schatten der Wiedervereinigung auf Eigentumsungleichheiten zwischen Paaren im ost-westdeutschen Vergleich, Herbsttagung der Sektion Soziale Ungleichheit der Deutschen Gesellschaft für Soziologie zum Thema „Ungleichheiten in Ost- und Westdeutschland – Persistenz oder Wandel?“, Jena (26.09.2023).
- Althaber, A., & Klusáček, J., Does financial integration make romantic partners happier? On the moderating effect of relative resources on relationship satisfaction in German couples, Institute of Sociology of the Czech Academy of Sciences, European Consortium for Sociological Research Annual Conference 2023, Prague (19.11.2023).
- Althaber A., & Leuze, K., Can Couples' Money Management Mitigate Wealth and Income Inequalities between Partners? A Comparison of East and West Germany, Stone Center for Inequality Dynamics, University of Michigan. ISA RC28 Summer Meeting, Ann Arbor (23.08.2023).
- Saalfeld, R. K., What’s Mine Is Yours!? Property Arrangements Among German Couples, University of Melbourne, RC session on „Experiences and Consciousness of Inequality“ at the XX ISA World Congress of Sociology, Melbourne (23.07.2023).
- Althaber A., & Leuze, Gendered Wealth and Income Inequalities and Couples' Money Management in East and West Germany, Centre on Household Assets and Savings Management (CHASM), University of Birmingham. ECSR Network Workshop “Wealth Inequalities, Gender, and Family Structures”, Birmingham (15.06.2023).
- Althaber, A., & Leuze, K., „Mein, dein oder unser Geld? Ressourcenungleichheiten und die Geldverwaltung von Paaren in Ost- und Westdeutschland.“, GESIS, Frühjahrstagung der Sektion „Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse", Mannheim. (23.03.2023)
- Althaber, A., & Leuze, K., „Einigkeit in Geldfragen? Quantitative Forschungsergebnisse zu Eigentumsungleichheiten und der Geldverwaltung von Paaren in Ost- und Westdeutschland.“, Friedrich-Schiller-Universität Jena. Forschungskolloquium Paare soziologisch. Eine qualitative und quantitative Liaison, Jena. (08.02.2023)
- Saalfeld, R. K., & Korn, A., „Meine Frau hat nach wie vor Verarmungswahn“ – Eigentum, Klasse und Geschlecht in ost- und westdeutschen Paarhaushalten, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Forschungskolloquium Paare soziologisch. Eine qualitative und quantitative Liaison, Jena. (25.01.2023)
Veranstaltungen (Auswahl)
2023
- Co-Organisation und Durchführung der Jahrestagung der Sektion Soziale Ungleichheit der Deutschen Gesellschaft für Soziologie zum Thema „Ungleichheiten in Ost- und Westdeutschland – Persistenz oder Wandel?”, Agnieszka Althaber, Kathrin Leuze, Robin K. Saalfeld & Sylka Scholz Friedrich-Schiller-Universität Jena (25.-26.09.2023).
- Organisation und Durchführung des ECSR Network Workshops zum Thema „Wealth Inequalities, Gender, and Family Structures”, Agnieszka Althaber gemeinsam mit Nicole Kapelle, Ellie Suh & Daria Tisch, Centre on Household Assets and Savings Management (CHASM), University of Birmingham, UK (15.-16.06.2023).
- Organisation und Durchführung des Forschungskolloquiums „Paare soziologisch. Eine quantitative und qualitative Liaison“ des AB Qualitative Methoden und Mikrosoziologie & des AB Methoden der empirischen Sozialforschung und Sozialstrukturanalyse des Instituts für Soziologie, Kathrin Leuze & Sylka Scholz, Friedrich-Schiller-Universität Jena. (16.10.2022-08.02.2023).
2022
- Organisation und Durchführung der Ad-hoc-Gruppe „Polarizations by Wealth? Institutional determinants and consequences of wealth inequalities“ im Rahmen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Agnieszka Althaber gem. mit Nora Müller (GESIS, Mannheim). Universität Bielefeld. (27.09.2022).
- Organisation und Durchführung der Ad-hoc-Gruppe „Was meins ist soll auch deins sein?! Eigentum in entpolarisierten Paarwelten“ im Rahmen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Sylka Scholz & Robin K. Saalfeld gem. mit Christine Wimbauer und Mona Motakef. Universität Bielefeld. (27.09.2022).
- Organisation und Durchführung des SFB-Methodenworkshops: „Eigentum erforschen – Forschungsdesigns und erste Felderfahrungen im SFB/Transregio Strukturwandel des Eigentums.“ Friedrich-Schiller-Universität Jena. (24.-25.03.2022).